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Unfall von Ernst Sachs - Glücksfall für Schweinfurt

Wie ein Zufall die ganze Region Schweinfurt geprägt hat

Ohne das Fahrrad gäbe es Schweinfurt nicht so wie es heute ist, und ohne Schweinfurt gäbe es keine Mainfrankentour. Nicht umsonst hat der RV-89 eine lange Geschichte. Ende des vorletzten Jahrhunderts war das Fahrrad des Deutschen „liebstes Kind“. Es hatte die gleiche Anziehungskraft auf die Menschen wie heute das Auto, und Fahrradrennen waren so faszinierend wie heute die Formel 1. Das war wohl auch der Grund warum Ernst Sachs aus Frankfurt Radrennen fuhr. Damals wurden Radrennen auf Hochrädern gefahren. Kettenantriebe und Schaltungen gab es noch nicht. Mit dem Hochrad war man schneller als mit der Draisine mit Tretkurbel an der Vorderachse. Hochräder waren aber auch gefährlich, denn wenn man fiel, dann fiel man tief und hart. So ist es 1893 Ernst Sachs ergangen als er von einem anderen Rennfahrer angefahren wurde und sich bei diesem Unfall einen komplizierten Unterschenkelbruch zugezogen hatte.

17 Wochen lag er bereits im Bett, als er von seinem Arbeitskollegen Jupp Huber aus gemeinsamen Stuttgarter Zeiten besucht wurde. Beide hatten in Esslingen den ersten dortigen Fahrradverein gegründet. Huber selbst kam aus Bad Kissingen, und überredete Sachs nach Kissingen zu kommen, um sich dort bei seinen Schwiegereltern, die ein Kurhotel hatten, auskurieren zu lassen. In Bad Kissingen lernte er per Zufall am Krankenbett die Krankenschwester Barbara Höpflinger kennen, in die er sich sofort verliebte und mit der er sich ein Jahr später verlobte.

So wandelte sich der Unfall von Sachs zu einem Glücksfall für die Region. Bereits im Krankenbett tüftelte er an einem Dreirad und dachte über Verbesserungen zum leichteren Lauf des Fahrrads nach. Mit Friedrich Fischer gab es in Schweinfurt bereits gute Erfahrung im Bau von Kugellagern. Sachs übertrug als erster die Technik des Kugellagers auf das Fahrrad und ließ sich 1894 seine Idee patentieren - Patentschrift Nr. 84193. Er konnte den Kaufmann Fichtel von seinen Ideen begeistern. Sie gründeten 1895 gemeinsam die Schweinfurter Präzisions-Kugellagerwerke Fichtel & Sachs. Das Startkapital von Fichtel 15.000 Reichsmark war schnell aufgezehrt. Beide schufteten Tag und Nacht. Schwiegervater Höpflinger musste finanziell nachlegen. Es kamen neue Erfindungen. Der Freilauf mit Rücktrittbremse und bald auch die erste Nabenschaltung. Die Torpedo Nabe war geboren. In einer für damalige Verhältnisse beispielslosen Marketingkampagne wurde der Name Torpedo als Unterwassergeschoss benutzt, um die Fahrradnabe bekannt zu machen.

1903/04 wurden bereits die ersten 86.000 verkauft. Ein Nabensatz kostete damals 24 Reichsmark soviel wie ein halbes Fahrrad. Sachs war ein großer Mäzen der Stadt Schweinfurt. Auf seine Initiative hin wurde das Radrennen „Rund um Spessart und Rhön“ ins Leben gerufen. Zu seiner Erinnerung wurde nach seinem Tod das Rennen in Ernst-Sachs-Gedächtnisrennen und später in Internationale Ernst-Sachs-Tour umbenannt. Zu seinem 60. Geburtstag stiftete er einen Pensionsfonds für nicht mehr arbeitsfähige Werksangehörige. Für eine Millionen Reichsmark wurde damals das Ernst Sachs Bad gebaut. Es war das Fahrrad, das damals den Erfindergeist weckte. Daraus entstand ein Weltkonzern, viele Arbeitsplätze und großer Wohlstand für unsere Stadt. Und hätte er Barbara nicht kennen gelernt, dann wäre er wohl auch nicht hier geblieben.